Transatlantic Crossing

Am besten ich oute mich gleich zu Beginn: Ja ich habe Traumschiff im ZDF angesehen, aber es war nicht die Kapitäns Parade mit den Wunderkerzen, die mich zu meiner ersten Kreuzfahrt bewog. Eher war es die romantische Vorstellung, tagsüber auf einem Deckchair in der Sonne zu sitzen und hinter eleganter Sonnebrille Meer und Leute zu beobachten, abends im eleganten Abendkleid weitläufige Treppen hinabzuwandeln und gediegen zu speisen. Und es war auch der Wunsch einmal sieben Tage zum Nichtstun gezwungen zu sein und zu erleben wie weit es zwischen Europa und USA tatsächlich ist.

Ich hatte das Crossing mit der Queen Elizabeth der Cunard Reederei von New York nach Southhampton gewählt und meine ersten Illusionen wurden gleich bei der Einschiffung leicht korrigiert. Mein Erwartung: Ich stehe vor diesem grossen Schiff und schreite elegant die Gangway hoch während Tausende Schaulustiger mir neidisch nachblicken. Nop. Tatsächlich hatte ich praktisch nichts von dem Schiff von aussen gesehen als ich schon drauf war. Denn wenn man an Pier 88 am Manhattan Cruise Terminal vorfährt, sieht es doch eher aus wie an einem Flughafen. Abgesperrte Zugangswege, Sicherheitscheck, Passkontrolle. Dann das Einchecken mit Übergabe der omnipotenten Shipcard, ein Foto vor einem Cunard Plakat und dann über überdachte Gangways ab ins Schiff. Von einer Gangway konnte ich kurz an der Seite des Schiffs hinaufsehen – aber keine Chance sie in ihrer ganzen Wucht zu sehen. Dabei macht die seit 2010 im Dienst stehende Queen Elizabeth Einiges her:  294 Meter lang, 32,3 Meter breit und 54,5 Meter hoch. Zum Vergleich hatte die Titanic ähnliche Ausmasse.

Als ich meine Kabine gefunden hatte, erwartete mich eine angenehme Überraschung: Hell, freundlich, geräumig. Selbst das Bad inklusive Dusche war sehr gut ausgestattet. Insgesamt hat die QE 1034 Kabinen in verschiedenen Kategoerien zwischen 14 und 139 qm, mit Balkon oder ohne. Von meinem kleinen Balkon hatte ich eine perfekte Aussicht auf die Skyline von New York. Ich hatte Glück, meine Kabine lag hinten und auf dem obersten Deck auf der Sonnenseite. Eine kleine Flasche Champagner im chicen Kühler auf dem Couchtisch machte mein Glück perfekt. So hatte ich mir das vorgestellt!

Ich begab mich auf Erkundungstour und stellte fest, dass das Interior doch recht klassisch, konservativ ist – aber damit wohl auch der Zielgruppe entspricht. Nach einem ersten Überblick über meine Mitpassagiere würde ich das Durchschnittsalter auf 65 schätzen. Auf 12 Guest Decks hatten in 1034 Kabinen 2068 Passagiere Platz, die von 1005 Mann/Frau Besatzung betreut wurden. Es gab mehrere Bars, Shops, ein grosses Theater/Kino, einen sehr gut ausgestatteten Fitnessraum mit Blick aufs Meer, ein schönes Spa mit verschiedenen Saunen, Paddletennis, mehrere kleine Pools – um nur eine Auswahl der Ausstattung zu erwähnen.

In der Tat war die Ausfahrt aus New York mehr als spektakulär. Wir fuhren langsam an der Skyline entlang und einige Passagiere hatten sichtlich Probleme das Glas Champagner und den Fotoapparat gleichzeitig zu handeln. Als wir die Freiheitsstatue passierten und allmählich Big Apple hinter uns liessen, leerte sich das Deck und als die Sonne unterging, verblassten die letzten Wolkenkratzer. Für die nächsten sechs Tage würde es nun nur noch das Meer geben, ab und an die Lichter andere Schiffe in weiter Ferne, aber sehr selten.

Inzwischen hatte ich es mir in meiner komfortbalen Aussenkabine bequem gemacht und sah nun gespannt dem Abendessen entgegen. Für jeden Abend war der Dresscode genau vorgegeben, heute „elegant casual“ – dress, skirt or trousers for ladies“. Was mich allerdings mehr beschäftigte als die Wahl der richtigen Garderobe war die Frage, welche Tischnachbarn ich denn wohl bekommen würde. Denn bei der Buchung konnte man lediglich die Tisch-Grösse und die Zeit des Dinners bestimmen und die Tischgesellschaft würde dann auch für die gesamte Reise die gleiche bleiben. Deshalb war ich schon leicht nervös als ich mich aufmachte zu meinem ersten Dinner auf einem Kreuzfahrtschiff. Um es kurz zu machen: Ich hatte äusserst amüsante und charmante Gesellschaft und jedes Abendessen war eine Freude.

Tatsächlich war die Fahrt von New York nach Southhampton für die QE nur der Abschluß einer Weltumfahrung, die im Januar begonnen hatte. Ca. die Hälfte der Passagiere war demnach schon fast drei Monate unterwegs als ich das Schiff zum ersten Mal betrat. Auch ich erkannte bald die sehr angenehmen Seiten einer solchen langen Schiffsfahrt. Irgendwo gab es immer etwas zu essen oder trinken, so dass es keinerlei Zeitdruck gab. Unterhaltungsmöglichkeiten gab es von 6 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts und wenn ich allein sein wollte, hatte ich es in meiner Kabine oder auf dem Balkon durchaus auch sehr angenehm. Natürlich sollten sich gerade jüngere Kreuzfahrer vor Buchung genau über die Zielgruppe des Schiffes informieren. Bingo, Boule und klassischer Tanzunterrich waren dann doch eher etwas für die grosse Gruppe der Ü-60er. Das Sportprogramm leiteten aber durchaus sehr junge Leute und die spätabendliche Disco im bot das gängige 80er Jahre Repertoire. Die Vorträge waren meist spannend, die Filme topaktuell und die Abendshows hatten wirklich Niveau.

Das Fazit meiner ersten Schiffsreise: Meine Erwartungen wurden erfüllt, meist übertroffen. Obwohl ich im März nicht oft draussen in der Sonne liegen konnte, war es mir nie langweilig. Der Serivce an Board war sehr gut, das Essen wunderbar und die Menschen freundlich und gut gelaunt.

In Southhampton kamen wir sehr früh morgens an und als ich aus dem Fenster schaute nach dem Aufwachen, sah ich auf einen riesigen Parkplatz mit Autos. Nach sieben Tagen Blick aufs Meer, war das wie ein Schock und ich wollte gleich wieder zurückfahren nach NYC.